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Rüdiger Sasse ist Unternehmer des Jahres 2025
Regelmäßig wird die Schöppinger Feinbrennerei Sasse bei Wettbewerben ausgezeichnet. Jetzt erhält Inhaber Rüdiger Sasse eine ganz persönliche Ehrung.
Der Nikolaus.
Im Firmenlogo der Feinbrennerei Sasse kommt ihm eine zentrale Bedeutung zu. „Er steht für Veränderung“, sagt der heutige Inhaber Rüdiger Sasse. Und weiter: „Tradition kann nur durch Innovation bestehen bleiben.“ Das trifft auch auf Rüdiger Sasse und die Feinbrennerei Sasse zu. Die hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer absoluten Topmarke gemausert und sich einen weit über das Münsterland hinaus bekannten Namen erarbeitet. Am 17. April 2026 wird Rüdiger Sasse als „Unternehmer des Jahres 2025“ von der Sparkasse Westmünsterland und der Münsterland Zeitung ausgezeichnet.
Vergessene Flasche
Es ist der 5. Dezember 1987. In Schöppingen ziehen die Mitglieder der Nikolausgesellschaft traditionell von Haus zu Haus, um die Menschen zu besuchen und Süßigkeiten zu verteilen. Vorher werden der heilige Nikolaus, Knecht Ruprecht und Hans Muff von den örtlichen Friseuren geschminkt. So auch das Trio Rüdiger Sasse, Karl-Heinz „Haia“ Hessling und Antonius Blick.Zur Einstimmung auf den Abend holt der Friseur Franz Schwirtz eine alte Flasche Sasse-Korn, die noch von Urgroßvater Theo Sasse destilliert wurde, aus dem Keller und schenkt dem Trio ein. Das im Keller viele Jahre vergessene Schätzchen entpuppt sich als ein vielschichtiger Korn. Es ist die Geburtsstunde des Lagerkorns.
Wie zu Urgroßväter-Zeiten
Es war in den 70er- und 80er-Jahren eine schwierige Zeit für viele Brennereien, auch für Sasse. Der 5. Dezember 1987 verändert alles. Rüdiger Sasse entscheidet sich, wieder einen Korn wie zu Urgroßväter-Zeiten zu produzieren und reifen zu lassen. Einen Korn zum Genießen: den Lagerkorn.Der 56-Jährige möchte die Vielfalt seiner Heimatregion bewahren und die Münsterländer Lebensfreude zum Ausdruck bringen. Und das mit qualitativ hochwertigen Produkten. Die Basis des Erfolgs beruht für Rüdiger Sasse darauf, dass seine Produkte „ein Quäntchen mehr Qualität“ haben als andere.So schälen zum Beispiel die gut 40 Mitarbeiter schon mal eineinhalb Tonnen frische Zitronen. „Die können nicht maschinell geschält werden“, sagt der verheiratete, zweifache Familienvater. Andere Unternehmen verwenden Aromen oder ätherische Öle, so Sasse. Das hoch motivierte Team schält lieber selbst und der Chef spendiert eine Runde Mittagessen. In der Summe der verschiedenen Einzelmaßnahmen macht es die Qualität der Erzeugnisse aus.
Auch Holunderblüten werden gemeinsam gepflückt, genauso wie Kräuter aus dem eigenen Anbau hinter dem Firmengelände am Schöppinger Berg. Fürs Wildsammeln der Holunderblüten besitzt Rüdiger Sasse eine eigene Lizenz. Top Rohstoffe und die handwerkliche Verarbeitung sind aus seiner Sicht die Grundlagen für ein hohes Niveau.Sasse, der bei der Kreissparkasse Borken eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte und anschließend Betriebswirtschaftslehre studierte, freut sich über die steigende Wertschätzung gegenüber den Brennereien. Das Fachkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission nahm im März 2025 die handwerkliche Brennkunst in die Liste des Immateriellen Kulturerbes auf.
Ökologische Projekte vor Ort
Rüdiger Sasse liegt besonders seine Heimatregion am Herzen. Er möchte „mit der Landschaft leben. Wir sind ein landwirtschaftlicher Veredelungsbetrieb. Über Projekte geben wir der Landschaft wieder etwas zurück.“ Zu diesem Zweck gründeten Rüdiger Sasse und seine Frau Susanne Hüntemann-Sasse 2024 die Sasse-Stiftung, die ökologische Projekte vor Ort unterstützt. Sasse: „Ich würde mich freuen, wenn es wieder Rebhühner hier in der Münsterländer Parklandschaft gibt.“So will er unter anderem Streuobst im Münsterland fördern, gerne auch als Alleen. „Wie früher“, betont er. Obst, das der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Zudem gibt es auf Streuobstwiesen und -alleen eine höhere Artenvielfalt. Ein kleiner Schritt zum Bewahren der Heimat.
„Eine kleine Markenikone“
Ein positives Heimatgefühl in Verbindung mit der Feinbrennerei Sasse nimmt der Schöppinger auch bei einem Teil der Kundschaft wahr, je näher es in Richtung Münster geht. „In Münster sind wir eine kleine Markenikone.“ Aus seiner Sicht passt deshalb auch die Zusammenarbeit mit dem Fußball-Zweitligisten Preußen Münster gut. Beide, Sasse und Preußen, stehen für schöne Momente und Lebensfreude.Und der Schöppinger steht für noch etwas: Zuverlässigkeit. Für das 125-jährige Bestehen der Grafschaft Bentheim im Jahr 2010 kreierte Sasse den Grafschafter Kräuterwacholder. Für jede verkaufte Flasche sollte ein kleiner Obolus in ein Bienenhaus des Tierparks Nordhorn fließen. Geschätzte Kosten: 5000 Euro. Mit einem Handschlag wurde das kurzärmlig besiegelt. Inzwischen hat Rüdiger Sasse weit über 100.000 Euro für regionale Naturschutzprojekte gespendet. Ein Ende ist nicht vorgesehen.Heimische Natur als BasisNeben der Natur liegt ihm auch der Genuss am Herzen. „Wir möchten für die Münsterländer Genusskultur stehen“, betont der 56-Jährige. Und Produkte münsterländischer Unternehmen können das repräsentieren, ist Rüdiger Sasse überzeugt. Die Basis dafür bietet die heimische Natur. Er empfindet einen „gewissen Stolz, was die Natur uns gegeben hat“. Das gelte es zu bewahren, die Produkte aber innovativ weiterzuentwickeln.Unter dem Nikolaus kreuzen sich im Logo zwei Linien. „Die stehen für den Standort“, erklärt Rüdiger Sasse. Das Wasser des Schöppinger Bergs und den Wind. Das bodennah entspringende Wasser hat Heilwasserqualität. Dazu kommt, dass aufgrund der exponierten Lage der Feinbrennerei am Hang des Schöppinger Bergs der Wind zuverlässig über das Firmengelände weht.
„Das ist wichtig für das Lager-Reifugium“, erklärt Sasse. Die große Holzlagerhalle ist im oberen Bereich teilweise offen gebaut, sodass der Wind hindurch weht und ein ideales Mikroklima schafft für die in Holzfässern über mehrere Jahre gelagerten Brände. Sasse: „Hier durchlaufen unsere Produkte alle vier Jahreszeiten, was ihren Geschmack auf natürliche Weise verfeinert.“ Ähnlich konzipierte Lagerhäuser werden noch von Sherry-Bodegas in der spanischen Region Andalusien genutzt, so der Schöppinger. Bis Rüdiger Sasse, der 2007 in die zuvor von seinem Vater Ernst ausgeübte Geschäftsführung einstieg, war es jedoch für das Unternehmen ein weiter Weg. 1707 wurde die Brennerei in Blickweite zur St.-Brictius-Kirche gebaut. „Damals war es eine Altbierküche, in der nicht verkauftes Bier destilliert wurde“, beschreibt Sasse die Anfänge. Es folgte in den 1970er-Jahren der Umzug an die Düsseldorfer Straße, dem heutigen Firmensitz.Mehr als 70.000 KundenRüdiger Sasse packt seit 1989 mit an. Während seiner Ausbildung ließ er sich fast ein Jahr lang freistellen, um nach dem Mauerfall in der damaligen DDR Sasse-Korn an Großhändler zu verkaufen. „Die Menschen waren sehr dankbar“, erinnert er sich. Mittlerweile verschickt die Feinbrennerei ihre Produkte an über 70.000 Kunden.Während des Studiums trieb Rüdiger Sasse bereits die Produktentwicklung voran. Neue Erzeugnisse, mittlerweile auch nicht-alkoholische, sind wichtig. Der richtige Mix aus Etabliertem, modischem Trend und kreativen Ideen entscheiden über den Erfolg. „Unsere Mitarbeiter sind die Trendscouts“, meint Sasse. Durch die Kontakte der Außendienstler zu den Gastronomen „sind wir an der Basis“.
Mit Herzblut im Einsatz
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind immer mit Herzblut im Einsatz“, sagt der Unternehmer. Unterstützt durch den Prokuristen Christoph Lütke-Bitter und professionelle Coaches stellt sich das Team dem herausfordernden Markt. Mit Tochter Monja, die neben der Schule beim Social-Media-Auftritt mitwirkt, und Sohn Lennart, der in Süddeutschland eine Ausbildung zum Destillateur absolviert, scheint die Nachfolge gesichert. Es wäre eine Veränderung, aber gleichzeitig würde die Familientradition fortgesetzt. Passend zur Symbolik des Nikolauses im Firmenlogo.







